|
Radio Bolzano Dolomiti
SENDESTART:
Dezember
1975
SENDESCHLUSS:
1994/1995
SITZ: Bozen
– Zancanistraße 15
EIGENTÜMER / INHABER:
Selvano Murando, Paolo Pasi und Waldemar Fiorentino.
ab 1984 Dott. Giancarlo Podini
Bei Radio Bolzano Dolomiti handelt es sich nach des Urteils Nr. 202 des
italienischen Verfassungsgerichtshofes vom 28. Juli 1976 , dass das
Entstehen von freien unabhängigen Radiostationen ermöglichte, um die
erste Radiostation, die in Südtirol in Erscheinung trat. Bereits am
22.Okotober 1975 wurde Radio Bolzano Dolomiti als italienischsprachiger
Sender in Bozen in Presseregister des Landesgerichtes eingetragen. Die
Sendungen wurden dann rund zwei Monate später im Dezember 1975 in der
Weihnachtszeit aufgenommen. Gegründet wurde Radio Bolzano Dolomiti durch
Selvano Murando, Paolo Pasi und Waldemar Fiorentino. Bei Morano und
Fiorentino handelte es sich um Journalisten. Durch Presseberichte hatten
sie von dem Entstehen freier Radios in Italien gehört. Angestoßen durch
einen Vorschlag der örtlichen Industrie- und Handelskammer, doch auch
einen Radiosender in Bozen zu gründen, starteten die drei dann ihr
Vorhaben.
Von Anbeginn an war man sehr darauf bedacht, die gesetzlichen Vorschriften
einzuhalten. Deshalb bestand auch Einigkeit darüber, den geplanten
Radiosender beim Landesgericht in Bozen anzumelden. Dieses gestaltete sich
dann jedoch schwieriger als gedacht, da Radio Bolzano Dolomiti der erste
Radiosender war, der beim Landesgericht eingetragen werden sollte,
insoweit die dortigen Bediensteten darauf nicht eingerichtet und
entsprechende Formulare nicht vorhanden waren. Die Betreiber von Radio
Bolzano Dolomiti halfen dann dem Bozner Landesgericht insoweit, dass sie
eine Anmeldung eines bereits registrierten Radios aus Parma vorlegten. Die
Eintragung erfolgte dann allerdings nicht unter der üblichen Bezeichnung
für Radiosender, sondern in der Rubrik „gesprochenes Journal“. Um
auch in Bezug auf mögliche Lizenzabgaben Probleme von vornherein zu
vermeiden, nahmen die Betreiber noch vor Sendebeginn Kontakt mit der
Autoren- und Verlegergesellschaft SIAE auf und trafen mit dieser eine
Übereinkunft über die Bezahlung der Autorenrechte. Ein entsprechendes
Vorgehen war seinerzeit eher selten bei den neu aufkommenden Privatradios.
Das Problem zeigte sich dann später bei den Radios, die keinen Kontakt
zur SIAE aufgenommen hatten und Schwierigkeiten in Form von Forderungen
auf Nachzahlung von Autorenrechte erhielten. Sie gerieten deshalb oft in
finanzielle Schieflage gerieten, da keine finanziellen Rücklagen gebildet
worden waren.
Die erste Sendeanlage, die man nutzte, wurde von einem angeworbenen
Techniker aus Bauteilen eines US Senders aus dem zweiten Weltkrieg
zusammengebaut. Die Sendeleistung betrug in den ersten zwei Jahren
durchgehend 50 Watt. Zunächst wurde nur mit einem einzigen Umsetzer von
dem Dach des Hauses, in dem sich auch das Studio befand, gesendet. Das
Signal konnte deshalb zunächst nur in Bozen und der unmittelbaren
Umgebung gehört werden. In der ersten Zeit der Sendetätigkeit sendete
man rund sieben Stunden pro Tag. Später wurde das Programm dann zu einem
24-Stunden-Vollprogramm ausgebaut. Das Studio und die Räumlichkeiten des
Radios befanden sich zunächst mit der Gründung in der Zancanistrasse in
Bozen. Später wurden die Studios dann in die Wolkensteingasse
verlegt.
Eine Besonderheit von Radio Bolzano Dolomiti war - geprägt dadurch, dass
das Radio von Journalisten gegründet wurde -, dass man im Vergleich zu
anderen neu gegründeten Radios nicht überwiegend Musik und
Wunschsendungen ausstrahlte, sondern sehr viel Wert auf journalistisch und
redaktionell aufgearbeitete Sendungen legte. Das Programm beinhaltete eine
Vielzahl von Rubriken, beispielsweise über Wirtschaft, Gesundheit,
Probleme von Jugendlichen usw. Insgesamt hatte man in der Anfangszeit
allein ca. 30 Mitarbeiter, die redaktionell tätig waren. Die
Musikfarbe war ebenfalls sehr breit gefasst und umfasste sowohl Popmusik,
als auch Schlager, aber auch Klassik, Jazz, Country und Rockmusik. Sehr
beliebt war Radio Bolzano Dolomiti auch deshalb, da das Programm
Direktübertragungen von allen Eishockeyspielen der höchsten
italienischen Liga und auch von verschiedenen Fußballspielen beinhaltete.
Von Sendebeginn an hatte man auch täglich mehrfach einen Nachrichtenblock
gesendet.
Das Porträt von Reiner Palma basiert auf einem Gespräch mit Herrn Dr.
Giancarlo Podini im September 2012
|