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Freie Südtiroler Welle
SENDESTART:
März 1976
SENDESCHLUSS: April 1988
SITZ: Meran
EIGENTÜMER / INHABER:
März 1976 bis 1982: Christian Chindamo von Witkenberg
1982 – 1987: Karl Gartner, Leo Gurschler, später Karl Gapp
1987 – 1988: MBB Gesellschaft
Die Freie Südtiroler Welle wurde Anfang 1976 in Meran von Christian
Chindamo von Witkenberg gegründet. Im Verlauf der folgenden Jahre konnte
sich die Freie Südtiroler Welle zu einem der erfolgreichsten
Radiounternehmen in Südtirol entwickeln.
Wie auch bei vielen anderen Pionieren in Italien waren bei dem Betreiber
Christian Chindamo von Witkenberg die Verfassungsurteile vor der Freigabe
des lokalen Hörfunks Impuls für die Errichtung einer eigenen
Sendeanlage. Im März 1976 startete der Sender von der Romstraße in Meran
aus für zunächst nur zwei Stunden am Tag sein Programm. Das Hobby wurde
für Chindamo von Witkenberg zum Beruf. Wie auch viele andere Pioniere
hatte er als Amateurfunker erste Erfahrungen gesammelt. Laut Chindamo von
Witkenberg hatten die Radiopioniere zunächst kein technisches Gespür
dafür, wie ein guter Senderstandort aussah. Geeignete Plätze, wo
Umsetzer aufgestellt werden konnten, mussten damals durch mühsame, oft
tagelange Suche erst gefunden werden. Viele Berghöfe im Vinschgauer Tal,
die als Standorte für Umsetzer dienen sollten, waren noch nicht mit Strom
erschlossen, so dass keine Umsetzer angebracht werden konnten.
Ein relativ großer Werbeauftrag gleich am Beginn der Sendetätigkeit
erleichterte den Einstieg der Freien Südtiroler Welle. Es war laut von
Witkenberg von Beginn an leicht, Werbebeiträge zu erhalten, obwohl einige
Kunden skeptisch waren, weil sie nicht wussten, ob die Geschäfte mit den
Privatsendern auch legal waren. Sehr schnell aber schwenkte diese Skepsis
in allgemeine Akzeptanz um, und plötzlich wollte jeder seine Werbung im
Radio platzieren. Abends konnte die Freie Südtiroler Welle
zunächst nicht senden, weil der Fernseher in der Nachbarschaft durch die
schlecht zusammengebaute Sendeantenne gestört worden war, die
Ausstrahlung erfolgte nämlich zunächst nicht über Umsetzer, sondern von
einem Kuchentisch im Wohnzimmer aus. Die Sendeleistung von drei Watt
reichte aus, um sogar in Bozen in Stereo gehört zu werden.
Am Beginn sendete man nur stundenweise: je nach Lust und Laune und mit
freiwilligen Mitarbeitern. Nach zwei Monaten wurde aber bereits ein volles
Programm gestartet, nach einem halben Jahr enthielt es auch regelmäßig
Nachrichten. Bald darauf schloss sich Chindamo von Witkenberg mittels
Fernschreiber der Austria Presseagentur an. Ab dem Sommer 1977 war die
Freie Südtiroler Welle nicht mehr nur im Burggrafenamt, sondern auch in
Teilen des Vinschgau, in Bozen und im Unterland hörbar. Natürlich
erfolgte die weitere Verbreitung jetzt über Umsetzer. Nach einigen Jahren
konnte man die FSW überall im Land und sogar darüber hinaus empfangen.
Durch sog. "Überreichweiten", Spiegelungen der gesendeten
Signale durch die Stratosphäre, erreichte man mitunter Hörer in der DDR,
die dem Sender auch Post zukommen ließen.
Im Jahr 1982 verkaufte Christian Chindamo die Freie Südtiroler Welle für
300 Mio. Lire an Karl Gartner, einem Rechtsanwalt aus Schlanders und an
Leo Gurschler aus Schnals. Gurschler beabsichtigte, den Sender für den
doppelten Preis an eine Münchner Werbeagentur weiterzuverkaufen.
Bedingung hierfür war aber, dass die Freie Südtiroler Welle auch im
süddeutschen Raum empfangen werden konnte. Dazu wurde auf dem 3.507 m
hohen Zuckerhütl in den Stubaier Alpen eine aufwendige Umsetzeranlage
errichtet, doch aufgrund erheblicher technischer Schwierigkeiten erfüllte
diese niemals ihren Zweck. Finanzielle Probleme von Leo Gurschler waren
der Anlass, dass der Naturnser Gastwirt Karl Gapp, ein Schuldner
Gurschlers, sich mit 10 Prozent an der Freien Südtiroler Welle beteiligte
und gleichzeitig Geschäftsführer wurde. Schulden hatte auch Karl Gartner
beim Vorbesitzer Christian Chindamo - nach dessen gerichtlicher Aussage -
in Höhe von 180 Mio. Lire plus Zinsen. Gartner hatte diese Summe nicht
gezahlt mit dem Hinweis, dass einige der Umsetzeranlagen der FSW illegal
errichtet worden wären, was schließlich eine eindeutige Wertminderung
darstellen würde.
All diese Querelen waren letztendlich der Anfang vom Ende der Freien
Südtiroler Welle. Eine fachkundige Redaktion gab es praktisch nicht und
auch die Zahl der Moderatoren wurde immer kleiner. Man behalf sich, indem
die Nachrichten vom Fernseh-Teletext abgeschrieben und die Mitteilungen
des Landespresseamtes verlesen wurden. Hinzu kam, dass die Werbeeinnahmen
ständig abnahmen, denn Mitte der 80er Jahre hatte bereits eine große
Anzahl von Radiostationen Bozen und Meran als ihr Sendegebiet auserkoren.
Folge davon war, dass die Freie Südtiroler Welle allmählich in die roten
Zahlen kam.
1987 werden dann auch die ohnehin nur sporadisch ausgestrahlten
Nachrichtensendungen aus dem Programm genommen, es lief nur noch
Non-Stop-Musik ohne Moderation. Die beiden Besitzer, Karl Gartner und Karl
Gapp, sahen sich gezwungen, den Sender zu verkaufen. Neuer Eigentümer
wurde die österreichische "Medienbeteiligungs- und
Betriebsgesellschaft", kurz MBB. Geschäftsführer werden Herbert
Vytiska und Heinrich Pecina, als Eigentümer werden der Elektronikkaufmann
Stefan Virag und der Anwalt René Laurer angegeben. Die MBB übernahm 80%
der Freien Südtiroler Welle, den Rest behielt weiterhin Gartner.
Mit den neuen Eigentümern kam frischer Wind in die Radiostation.
Zunächst wurden die Studios von Meran nach Lana verlegt. Weiteres setzte
man sich zum Ziel, auch Nordtirol und Südbayern zu erreichen. Um dieses
zu realisieren, wurde auf dem 3.419 m hohen Gipfel des Wilden Freiger in
den Stubaier Alpen ein Umsetzer errichtet.
Mitte Oktober 1987 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, nachdem man am 15.
Oktober vom Landesbetrieb für Forst- und Domänenverwaltung in Bozen die
Genehmigung zum Bau erhalten hatte, wohl nicht zuletzt deshalb, weil die
ganze Konstruktion sehr kompakt und halb vergraben war. Einzige Auflage
war, dass eine unterhalb des Gipfels von Leo Gurschler errichtete
Steinhütte abgetragen wurde. Auf deren Fundament wurde schließlich die
Sendeanlage errichtet. Versorgt wurde der Sender von einem Dieselaggregat,
das sich in einer Höhle neben der rund 2.600 m hoch gelegenen
Müller-Hütte unterhalb des Gipfels befand. Gleichzeitig versorgte der
Generator auch die Hütte mit Strom, als Gegenleistung wurde das Aggregat
regelmäßig vom Pächter gewartet. Die Kabelverbindung zum Gipfel verlief
größtenteils unter dem Gletscher.
Im April 1988 wurden vom Wilden Freiger erste Versuchssendungen unter dem
neuen Namen Radio Transalpin auf der Frequenz 104.55 MHz ausgestrahlt.
Reiner Palma
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