Radio Gherdeina

SENDESTART: 10. Juni 1979 (existiert noch)

SITZ:

1979 – Ronc - 39046 St. Ulrich
1979 bis 1981 - Meisulesstrasse, 39046 St.Ulrich
1981– 01.08.1997 - Reziastrasse 73,, 39046 St.Ulrich
01.08.1997 bis heute:  Reziastrasse 116


EIGENTÜMER:

1979 bis 1981: Luis Sotriffer-Rosticceria
1981 bis 1991: Othmar Moroder
1991 bis heute: Familie Rabanser



Radio Gherdeina, beheimatet in St. Ulrich in Gröden, hat ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal: Man widmet der Minderheit der in Südtirol lebenden ladinischsprachigen Bevölkerung einen Großteil seines Programmes. Daher sieht sich Radio Gherdeina als der private Sender "der Ladiner für die Ladiner", der alle ladinischsprachigen Gebiete um den Sellastock, vom Gadertal bis zum Fassatal, Buchenstein und Cortina d´Ampezzo mit einem modernen Radioprogramm versorgen will. Neben Radio Gherdeina gab es Ende der Achtziger lediglich mit Radio Ladinia noch einen weiteren Sender, der sich für die ladinischsprachige Bevölkerung zuständig fühlte.

Radio Gherdeina kann auf eine bis 1991 sehr turbulente Geschichte zurückblicken, die von wirtschaftlichen Schwierigkeiten überschattet war. Das hatte sogar einen vorübergehenden Stillstand des Senders zur Folge.

Gegründet wurde Radio Gherdeina 1979 in St.Ulrich durch den Elektrotechniker Ivo Walpoth, der eigentlich nur seiner Freundin ihre Geburtstagswünsche drahtlos über den Äther überbringen wollte. Ivo Malpoths Freunde Arno Mahlknecht und Oswald Rifesser wurden auf die Sendeaktivitäten aufmerksam. So kam die Idee auf, ein eigenes Radio zu betreiben.

Noch im Jahr 1979 kaufte man sich deshalb die notwendigen technischen Geräte und richtete zunächst ein kleines Studio in Ronc ein. Finanzielle Unterstützung erhielt man durch Luis Sotriffer-Rosticceria, den man deshalb als ersten Besitzer von Radio Gherdeina ansehen kann. Mit dem Einstieg von Sotriffer-Rosticceria übersiedelte man mit dem Studio in dessen Wohnhaus in die Meisulesstrasse in Wolkenstein. Als Frequenz zum Sendestart wurde die 92.5 MHz genutzt, über die man bereits weite Teile Grödens erreichen konnte. Die ersten Mitarbeiter waren Raffaela Endrich, Leo und Rainer Bernardi, Oscar Rungaldier, Ewald Moroder und Markus Schenkl. Ebenfalls noch im Jahr 1979 wurde ein Umsetzer auf dem Ciampinoi bei Wolkenstein installiert.


Blick ins Studio

Für rund zwei Jahre funktionierte das neue Radioprojekt in Gröden sehr gut. Mit großem Enthusiasmus wurden von den Mitarbeitern viele Sendungen auch live produziert (u.a. Wunschprogramme). Da es sich bei sämtlichen Mitarbeitern um Ehrenamtliche handelte und diese auch einem Hauptberuf nachgingen, nahm nach einer gewissen Zeit der Elan mehr und mehr ab. So stand nach gut zwei Jahren Radio Gröden 1981 aufgrund mangelnder Mitarbeiterzahl vor dem "Aus". Zeitweise wurde Mitte 1981 deshalb nicht mehr gesendet. Dann übernahm der Geometer Othmar Moroder Radio Gherdeina und zog mit dem Sender 1982 in den Ortskern von St. Ulrich in die Reziastrasse 73 um.

Der neue Eigentümer installierte einen neuen Umsetzer auf der Seceda und stellte neue Mitarbeiter ein; u.a. zwei professionelle Moderatoren aus Österreich und auch Armin Moroder aus St.Ulrich, einen früherer Konditormeister, der seine Liebe zum Radio entdeckt hatte und später zum "Herz" von Radio Gherdeina wurde, bevor er dann schließlichzur RAI wechselte.

Unter Othmar Moroder wurde die moderierten Sendungen zum 01. Oktober 1981 wieder aufgenommen. Radio Gherdeina sendete bis Anfang 1990. Dann geriet das Radio erneut in finanzielle Schwierigkeiten und es drohte erneut das "Aus". Das moderierte Programm wurde eingestellt, auf den Frequenzen von Radio Gherdeina wurde für rund ein Jahr lediglich ein Nonstop Musikprogramm ausgestrahlt.

Anfang 1991 fand sich dann mit der Familie des Getränkegroßhändlers Franz Rabanser ein neuer Eigentümer für Radio Gherdeina. Geschäftsführerin des Senders wurde dessen Ehefrau Ingrid Rabanser. Hierzu wird die Anekdote erzählt, dass sich die Ingrid Rabanser eigentlich nur ein neues Radiogerät wünschte und ihr dann gleich ein kompletter Radiosender geschenkt wurde…

Am 01. April 1991 konnten die Sendungen von Radio Gherdeina wieder aufgenommen werden. Da das Gebäude in der Reziastrasse 73 in St. Ulrich, in dem sich die Studioräumlichkeiten immer noch befanden, abgerissen werden sollte, übersiedelte Radio Gherdeina am 01. August 1997 in neue Räumlichkeiten an der Reziastrasse 116. Im Jahr 2004 kaufte Radio Gherdeina Radio Vox aus Meran, Nachfolger von Radio Maia, sowie Radio Atlantis. Mit dem Erwerb der Lizenz und den Frequenzen von Radio Vox konnte Radio Gherdeina das Sendegebiet auf Bozen und Meran ausdehnen und erreichte damit auch ladinischsprachige Hörer außerhalb des Kerngebiets. Ferner wurde die Station auch als Werbeträger interessanter, da man seitdem fast südtirolweit zu hören ist.


Ein Teil des Musikarchivs

Empfangen werden kann der Sender aktuell somit im ganzen ladinischsprachigen Gebiet (Gröden, Gadertal, Fassatal, Buchenstein, Colle Santa Lucia und Cortina d’Ampezzo) sowie im Eisacktal, im Pustertal, in Bozen und dem Südtiroler Unterland, in Meran und im Schlerngebiet.

Zeitweise betrieb Radio Gherdeina ein weiteres eigenständiges Programm unter dem Namen Radio Gröden 2 über die Lizenz von Radio Vox . Radio Gröden 2 sendete auf der Frequenz 88,8 und war nur in Gröden zu empfangen. Von 17.00 bis 09.00 Uhr strahlte man klassische Musik aus, tagsüber übernahm man das Programm von Radio Gröden.

Reiner Palma


Die Informationen entstammen Gesprächen mit  Armin Moroder