Radio Eisack / Radio Isarco

SENDESTART: Juni 1976

ENDE DER SENDUNGEN: 1998

SITZ:
Klausen, Erzweg

EIGENTÜMER / INHABER:
Giancarlo, Giorgio und Marco Agosti

Radio Eisack bzw. Radio Isarco war von 1976 bis 1998 auf Sendung, zeitweise wurden mehrere Programme ausgestrahlt. Zumindest aufgrund der Anzahl der Umsetzer war Radio Eisack aus Klausen im Eisacktal einer der größten Privatsender in Südtirol.

Gegründet wurde Radio Eisack bereits 1975 von den Brüdern Giancarlo, Giorgio und Marco Agosti, die zuvor aus dem südlichen Italien nach Südtirol übergesiedelt waren. Das Studio war in einer herrschaftlichen Villa am Berghang am Erzweg etwas oberhalb von Klausen eingerichtet. Ebenfalls in der Villa hatte einer der Brüder Agosti seine Arztpraxis und die Eltern Agosti dort ihre Wohnung. Die ersten Sendungen wurden im Juni 1976 vorproduziert und ausgestrahlt. Der regelmäßige Programmbetrieb wurde dann kurze Zeit später aufgenommen. Zu Beginn begann Radio Eisack mit einer Sendeleistung von rund 100 Watt und nur einem Umsetzer auf der Plose bei Brixen. Ausgestrahlt wurde ein zweisprachiges Programm, das zunächst lediglich von morgens bis abends gesendet wurde. Bis zu sieben Stunden täglich wurde in Italienisch gesendet, der Rest der Sendezeit in Deutsch. Erst ab September 1976 folgte ein 24 Stunden Programm. Wie bei den meisten anderen Radiostationen in Südtirol zu Beginn ihrer Sendetätigkeit, bestand das Programm zunächst aus einem Musikprogramm, das allen bei den Hörern beliebten Musikrichtungen Raum bot.

Bis 1978 konnte Radio Eisack lediglich im Eisacktal gehört werden, danach war das Programm auch in Nordtirol zu empfangen. Bis 1985 sendete Radio Eisack keine regelmäßigen Nachrichten. Dieses änderte sich erst 1986, als man (bis ca. 1990) teilweise das Programm der BBC International übernahm, das auch Nachrichten in deutscher Sprache umfasste. Radio Eisack war im übrigen neben der Freien Welle Südtirol, Radio Quarta Dimensione, Radio Bolzano Dolomiti und Radio Gamma eine derjenigen Radiostationen in Südtirol, die Sendungen bereits vor dem Verfassungsgerichtsurteil Nr. 202 vom 28. Juli 1976 aufgenommen hatten. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Radios, die problemlos senden konnten ohne von den Behörden belangt zu werden, war Radio Eisack neben Radio Gamma allerdings die einzige Radiostation in Südtirol, die einen polizeilichen Bescheid – ausgestellt vom Amtsrichter in Klausen - erhalten hatte, den Sendebetrieb umgehend wieder einzustellen. Radio Eisack kam dieser Aufforderung jedoch nicht nach, da die Brüder Agosti sich aufgrund der Verfassungsgerichtsurteile aus dem Jahre 1974 im Recht wähnten. 

Allerdings war Radio Eisack diesbezüglich in Südtirol diejenige Radiostation, die öfters mit Südtiroler Behörden Probleme hatte. So erschienen beispielsweise am 03. November 1995 bei Radio Eisack Star Sat / Radio Isarco Euro Radio mehrere Polizeibeamte, beschlagnahmten die gesamte technische Ausrüstung und versiegelten die Studioräumlichkeiten. Grundlage dieser Aktion war ein Beschluss eines 27 jährigen Staatsanwaltes, in dem die Durchsuchungsaktion und Versiegelung mit angeblich nicht abgeführten Zahlungen für Autorenrechte (vergleichbar den GEMA-Gebühren in Deutschland) begründet wurde.Auf Grund der Versiegelung der Studios waren die Programme von Radio Eisack Star Sat und von Radio Isarco Euro Radio seinerzeit für mehrere Tage nicht zu empfangen. Nachdem die Geschäftsführung geforderte Unterlagen vorlegen konnte, wurde die vorläufige Versiegelung der Studios allerdings wieder aufgehoben und die Programme konnten wieder aufgeschaltet werden.

Herr Giorgio Agosti erklärte zu diesen Geschehnissen, dass nach seiner Ansicht die Durchsuchung seiner Radiostationen politisch begründet sei. Radio Eisack StarSat sowie Radio IsarcoEuro Radio wären in Südtirol kein „Sprachrohr“ der regierenden Partei SVP, sondern würden den oppositionellen Parteien eine Plattform zur Darstellung ihrer Ansichten bieten. Dieses sei anscheinend einigen Kreisen in Südtirol nicht genehm, so dass man versucht, mit Aktionen, wie die durchgeführte Versiegelung der Studios, Radio Eisack/Isarco Radio Schwierigkeiten zu bereiten. Mit dem 27 jährigen Staatsanwalt habe man darüber hinaus anscheinend einen jungen Juristen gefunden, der die Durchsuchung ohne große Überprüfung durchführte. 

Im Jahre 1979 war Radio Eisack die erste Radiostation Südtirols, die begann, in Richtung Nordtirol zu senden. Senderstandort war der 2.300 Meter hoch gelegene Berg Zirog, oberhalb des Ortes Brennerbad an der italienisch-österreichischen Grenze. Zunächst sendete man mit einer Leistung und Mixed Polarisation mit 200 Watt ERP auf der Frequenz 102.8 MHz, im Jahre 1980 erhöhte man die Sendeleistung auf 1600 Watt ERP. Durch diese Erhöhung der Sendeleistung war der Empfang dann auch in Innsbruck und Umgebung sehr gut. Zusätzlich stellte sich heraus, dass aufgrund von Reflexionen auch das Karwendelgebiet überwunden wurde und der Empfang auch im Großraum Mittenwald, Starnberg und München/West ganz annehmbar war.

Mit der Verabschiedung des Mammi-Mediengesetzes am 23. August 1990 wurde die Mischung von deutschen und italienischen Programmteilen aufgegeben und zwei rechtlich völlig getrennte Senderketten gegründet. Ein 24 Stunden Programm in Italienisch wurde unter dem Namen Radio Isarco Euro Radio, das deutschsprachige Programm unter dem Namen Radio Eisack Star Sat ausgestrahlt. Bereits ab Oktober 1990 hatte Radio Eisack in der Zeit von 00.00 bis 07.00 Uhr das Programm von StarSat Radio als Nachtprogramm übernommen. Lediglich regionale Werbung für Südtirol wurde noch in das laufende Programm eingeblendet.

Aufgrund der zuvor vorgenommenen rechtlichen Trennung bewarben sich zwei voneinander unabhängige Radiostationen um die Lizenzen beim italienischen Postministerium. Dieses hatte den Vorteil, dass man geringere Probleme mit der Genehmigung der großen Anzahl der Frequenzen hatte. Beide Senderketten konnten selbständig Südtirol mit Umsetzern abdecken. Hätte sich beispielsweise nur Radio Eisack und damit nur eine Radiostation für sämtliche Frequenzen beworben, wäre möglicherweise eine Reihe von Frequenzen nicht genehmigt worden. Beide Radioketten sendeten fortan in der Region Trentino-Südtirol flächendeckend. Außerdem konnten beide Programme in Nord- und Osttirol empfangen werden. Die Programme für die italienischsprachige Senderkette wurden seit 1991 vollständig in Trient produziert. Dort hatte man in der Veronastraße auch ein eigenes Büro errichtet und hoffte durch die Präsenz vor Ort, die Stellung von Radio Isarco unter den italienischsprachigen Radios weiter ausbauen zu können.

Am Standort Zirog wurden neue Antennen mit vertikaler Polarisation eingesetzt. Radio Eisack sendete von da an auf der Frequenz 103 MHz mit 300 Watt ERP, Radio Isarco auf der Frequenz 107.5 MHz mit einer Sendeleistung von 50 Watt ERP. Mit der BBC London, der Deutschen Welle und der Voice Of America wurden ab Mitte 1990 weitere Programmübernahmen vereinbart. Im August 1995 kaufte Radio Eisack/Isarco das italienischsprachige Bozner Radio Teleradio Spitfire und integrierte diese Station ebenfalls dem „Agosti Imperium“. Mit Teleradio Spitfire besaß man nunmehr auch ein Radio, das speziell die jüngeren Hörer ansprach.

Ebenfalls 1995 gelang es Giorgio Agosti durch Absprachen mit dem damaligen Melody FM, seinen Sender von Radio Eisack Starsat von der Zirog auf die Flatschspitze umsiedeln zu können. Radio Eisack sendete von da an wieder auf der Frequenz 102.8 MHz mit 300 Watt ERP. Im gleichen Jahr nahm Giorgio Agosti zwei Sendeanlagen auf dem Hühnerspiel in 2750 Meter Höhe in Betrieb. Auf 105.9 MHz sendete Radioropa Info mit 600 Watt parallel zur Zirog-Frequenz und horizontaler Polarisation und auf 106.8 MHz Radio Eisack-Starsat mit vertikaler Polarisation. Die Frequenz 106.8 MHz sendete allerdings lediglich sporadisch und ging später wieder außer Betrieb. Als Radioropa Info im Jahre 1996 nach Ostdeutschland umzog, waren die Eigentümer von Radioropa Info anscheinend nicht mehr daran interessiert, ihr Programm in Innsbruck und Osttirol auszustrahlen. Giorgio Agosti stellte deshalb den Sendebetrieb seiner Sendeanlagen für Radioropa Info auf dem Hühnerspiel und auf der Zirog im Herbst 1996 ein.

1997 gründete Giorgio Agosti das Programm „Euro Due“, aus Radio Isarco wurde „Euro Uno“. Beide Programme waren italienischsprachig und unterschieden sich nur in der Musik. Euro Uno sendete internationale Pop- und Oldiemusik, Euro Due sendete rein italienische Musik. Nachrichten wurden von den Sat-Programme Euronews und Radio Svizzera Internationale übernommen. Giorgio Agosti arbeitete allerdings zu dieser Zeit überwiegend daran, ein geplantes europaweites Fernsehen zu verwirklichen. Weiterhin sollten die ausgestrahlten Programme auch Radiostationen in Südamerika angeboten werden, die dieses dann rund um die Uhr oder stundenweise übernehmen. Die gebürtigen Italiener in Südamerika sollten mit dem neuen Programm mit objektiven Informationen aus Italien versorgt werden. Erste Vorverträge mit drei Radiostationen in Brasilien und Argentinien waren bereits unterzeichnet worden.

Nach 1998 kam das Ende für beide Radiostationen. Die Sendeanlagen wurden an RTL 102.5 und Radio Maria Italia bzw. an Radio Maria Tirol verkauft.

Reiner Palma