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Radio Alpha Meran
SENDEBEGINN: 1979
ENDE DER SENDUNGEN: Sommer 1982
SITZ: Unter den Lauben 105, Meran
EIGENTÜMER / INHABER: Enzo Nicolodi
Ende der Siebziger waren Radios bzw. Radio machen in Südtirol absolut
"in", und die Jugendlichen in Meran sahen für Ihre
linksorientierte Bewegung ein Radio als ideales Mittel an, ihre Ideen
weiter verbreiten zu können. Die erste Schwierigkeit für die Gründer
bestand allerdings darin, eine geeignete Sendeanlage zu erhalten. Einer
der Gründer von Radio Alpha hatte Kontakte zur venezianischen
alternativen Radioszene, insbesondere zu Radio Sherwood. Man fuhr also
nach Venedig und besorgte sich dort einen 30 Watt Sender. Dieses war
sozusagen ein Freundschaftsdienst unter den alternativen Radiostationen.
Den 30 Watt Sender installierte man dann am Studiostandort "Unter den
Lauben" in Meran und begann mit den Sendungen. Der Empfang war jedoch
nicht zufriedenstellend.
Daher besorgte man sich einen weiteren Sender mit einer Sendeleistung von
100 Watt, die Sendeanlage installierte man dann als Umsetzer in Tscherms
oberhalb von Meran. Die Betreiber hatten Kontakt zu einer älteren
Betreiberin einer dortigen Jausenstation, die man fragte, ob man dort den
Sender aufstellen könne. Der Sendemast stand dann auf der bereits etwas
älteren Jausenhütte, was im Nachhinein als recht gefährlich eingestuft
werden musste, denn bei einem Blitzeinschlag in den Umsetzer wäre auch
die Jausenstation akut gefährdet gewesen. Mit dem neuen 100 Watt
erreichte Radio Alpha danach das komplette Stadtgebiet von Meran. Auch bis
in Richtung Terlan war man ohne Probleme zu empfangen. Genutzt wurden die
Frequenzen 94.5 FM und 105 FM. Die zweite Frequenz diente als Zuspielung
zum Umsetzer in Tscherms, dort wurde dann als Hauptfrequenz 94.5 FM
genutzt.
Nach Radio Maia war Radio Alpha das zweite alternative und
linksorientierte Radio in Meran. Mit Radio Alpha konnten sich Meraner
Jugendliche jedoch deutlich mehr identifizieren, da Radio Alpha freier
strukturiert war und die Programme auch nicht nach so strengen Regeln
produziert werden mussten wie bei Radio Maia. Radio Maia wurde Anfang der
achtziger Jahre bereits sehr professionell geführt, die Moderatoren
hatten wesentlich weniger Freiheiten, wie bei Radio Alpha. Auch inhaltlich
gab es bereits mehr Vorgaben. Demzufolge wechselten auch einige
Mitarbeiter von Radio Maia zu Radio Alpha, um dort ihre Sendungen ohne
grosse Vorgaben moderieren zu können.
Im Prinzip waren die Sendungen bei Radio Alpha zweisprachig.
Deutschsprachige Mitarbeiter moderierten in Deutsch, gg.falls auch in
italienisch, die italienischsprachigen Mitarbeiter natürlich in
italienisch. Am Sonntag morgen gab es als Besonderheit bei Radio Alpha
eine Sendung mit dem Titel "Commissione Sud". In dieser Sendung
hatten in Meran wohnhafte Neubürger aus Sizilien, Apulien und Kalabrien
die Möglichkeit, ihre traditionelle Musik zu spielen und ihre Kultur
weiterverbreiten zu können und ein Sprachrohr für die Mitbürger zu
haben. In Bezug auf Musik wurde bei Radio Alpha alles gespielt, was ankam:
Blues, Jazz, Rock, New Wave usw. Man veranstaltete auch Konzerte in Meran,
genannt "Feste di Primavera", um das eigene Radio zu promoten
und bekannter zu machen. Einzelne Mitglieder von Radio Alpha spielten auch
in zwei Bands, die dann natürlich auch selbst bei den Konzerten
auftraten. Ein Konzert wurde sogar im Eisstadion von Meran veranstaltet,
man hatte somit eine großes Publikum. Während der aktiven Sendezeit gab
es auch kurzfristig Probleme mit einem Bozner Sender, um die von Radio
Alpha genutzte Frequenz. Das Bozner Lokalradio verklagte Radio Alpha, doch
diese gewannen den Prozess um die Frequenz.
Radio Alpha verschwand bereits nach nur drei Jahren Sendezeit wieder von
der südtiroler Radiobühne. Grund hierfür war, dass sich die
"Bewegung", die Radio Alpha betrieb und hinter Radio Alpha
stand, sich anderen Zielen zuwandte. Radio Alpha wurde auch durch immer
weniger Leute betrieben, zum Ende der aktiven Zeit sendete man lediglich
noch nonstop, irgendwann wurde der Sender dann einfach abgeschaltet.
Einen offiziellen Sendeschluss oder Stichtag zum Abschalten des Senders in
eigentlichen Sinne gab es nicht. Auch wurde der Sender/Sendeanlage an sich
und/oder die Hauptfrequenz nicht verkauft, wie bei anderen Radios üblich,
sondern an Radio Nova weitergegeben. Wie gesagt, man hörte einfach auf zu
senden. Eine für kurze Zeit die Meraner Bewegung prägende Radiostation
hatte aufgehört zu existieren. Ein weiterer Grund, Radio Alpha
einzustellen, war aber auch der zunehmende Bürokratismus der damit
verbunden war, dass man eine Radiostation betrieb. Kurz vor Sendeschluss
stand dann noch an, dass Autorensteuer zu zahlen ist, weitere
Formalitäten standen an. Dieses zu bewältigen hatten die Betreiber von
Radio Alpha jedoch keine Lust mehr, da man das Radio nur aus Spass
betrieb. Konsequenterweise wandte man sich dann anderen Dingen zu.
Reiner Palma hat das Porträt im Okt. 2007 auf der Basis eines
Gesprächs mit dem Ex-Eigentümer Enzo Nicolodi erstellt
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