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Radio
Grüne Welle
Sendestart: 28. Juli 1980; Sendeschluss: Juni 1990 (als parteinahe
Genossenschaft)
Sitz 1980 bis 1990: 39050 Girlan, Schreckbichl 15/17
Eigentümer/Inhaber 1980 bis 1990: Unabhängige Südtiroler Rundfunk
Gen.m.b.H.
Vom 13. Februar 1991 bis heute im Eigentum der Diözese Bozen-Brixen
Sitz: Zunächst Haslach; seit 1994 Domplatz Bozen (Pastoralzentrum)
Radio Grüne Welle (RGW) wurde bereits im Jahre 1980 als Sender der
Oppositionspartei PDU gegründet. Heute gehört die Station der Diözese
Bozen-Brixen. Ein Porträt von Reiner Palma mit Ergänzungen von Mike
"Uhini" Louis.
Bei der Grünen Welle handelte es sich um eine im Jahre 1980 erfolgte
Radiogründung der Oppositionspartei PDU, mittlerweile umbenannt in die
die Freiheitliche Partei Südtirols. Im Jahre 1990 wurde der Sender dann
an die Diözese Bozen-Brixen verkauft, die ab dem 13. Februar 1991 einen
eigenen Sendebetrieb aufnahmen. Zwar nannte sich und nennt sich das Radio
weiterhin Radio Grüne Welle, doch stellen beide Radiostationen zwei
komplett eigenständige Radiostationen dar. Sie werden aber insgesamt hier
abgehandelt, da keine Namensumbenennung erfolgte.
1980 war der Radiosender als Genossenschaft von rund 100 Mitgliedern und
Sympathisanten der PDU gegründet worden. Die Oppositionspartei PDU, die
sich oft an den Rand gedrängt fühlte, versprach sich, mit der Gründung
einer eigenen Radiostation ein eigenes Sprachrohr zur Weiterverbreitung
der eigenen politischen Meinung geschafft zu haben. Die Gründung des
Radiosenders als Gesellschaftsform der Genossenschaft erwies sich später
für die Gründungs mitglieder als fatale Entscheidung, da man auch die
sich anhäufenden finanziellen Verluste mit tragen musste.
Denn leider erfolgte die Gründung der Grünen Welle zwar in einer sehr
euphorischen Phase, allerdings wurden bereits im ersten Betriebsjahr
Verluste in Höhe von 70 Millionen Lire eingefahren. Die Verluste konnten
auch in den weiteren Betriebsjahren nicht abgebaut werden, 50 Millionen
Lira sollen es jährlich im Schnitt gewesen sein, obwohl der Personalstand
drastisch reduziert wurde. Im Jahre 1983 bekam die Grüne Welle Probleme
mit der Landesregierung in Südtirol, da diese der Meinung war, dass an
dem Sendestandort der Grünen Welle in Girlan der Betrieb eines
Sendestudios nicht erlaubt wäre. Die Landesregierung war der Meinung,
dass das Sendestudio in der Straße Schreckbichl in einem
landwirtschaftlichen Gebäude untergebracht sein sollte. Dadurch sollte
das Gebäude zweckentfremdet und somit gesetzeswidrig sein. Die Betreiber
der Grünen Welle erwiderten, dass es keine Gesetzesbestimmung gebe, die
es verbietet, in einem seit Jahrhunderten bestehenden Bauernhaus einen
Rundfunksender unterzubringen, und auch eine reguläre
Benützungsgenehmigung der Gemeinde Eppan vorliege. Letztendlich durfte
die Grüne Welle dann in dem Objekt "Schreckbichl" den
Radiosender weiter betreiben.
Im Juni 1990 fanden die Mitglieder der Genossenschaft einen Käufer für
den Radiosender, nämlich die Diözese Bozen-Brixen. Träger des Senders
wurde die St. Josef GmbH. Das Programm der "neuen" Grünen Welle
wurde wiederum von einer Vielzahl Freiwilliger aus verschiedenen Vereinen
und Verbänden gestaltet, u.a. von der Katholischen Jugend Südtirols, dem
Katholischen Verband der Werktätigen, vom Kolpingwerk usw. Der
Kaufpreis soll um die 150 Millionen Lire betragen haben (Quelle:
'Dolomiten' vom 30. August 1990). Die Vertragsunterzeichnung fand am 22.
August 1990 statt, einen Tag bevor das neue Rundfunkgesetz 'Legge Mammi'
in Kraft trat. Die Diözese hatte sich somit in letzter Minute die
Möglichkeit gesichert, zukünftig einen eigenen Radiosender betreiben zu
können.
Neben der Möglichkeit, ein eigenes Sprachrohr zu haben, gab es noch einen
weiteren Grund für den Kauf: Man wollte den Pfarrradios, die es zum
Zeitpunkt des Inkrafttretens des neuen Rundfunkgesetzes gab, eine Zukunft
bieten. Da das neue Rundfunkgesetz für Radiostationen eine
Mindestsendezeit vorsah, die zum Großteil durch Eigenproduktionen gedeckt
sein musste, hätten die Pfarrradios plötzlich keine gesetzliche
Grundlage mehr gehabt; es sei denn, man hätte mit Radio Sacra Famiglia
kooperiert und dieses als Rahmenprogramm übernommen. Hier bestand jedoch
das Problem darin, dass man den Pfarrradios in den deutschsprachigen
Gemeinden nicht zumuten wollte, neben den eigenen Sendungen
ausschließlich italienischsprachige Programme anbieten zu müssen.
Deshalb sollte mit der Übernahme der Grünen Welle auch den Pfarrsendern
eine gemeinsame Plattform gegeben werden.
Nachdem die Grüne Welle im August 1990 von der Diözese übernommen
worden war, wurden die Studios zunächst von Girlan nach Bozen verlegt und
zwar in das Dachgeschoss des Missionshauses der Steyler Missionare in
Haslach. Es wurden drei Studios sowie Redaktions- und Verwaltungsräume
eingerichtet, schließlich ging die Grüne Welle unter den neuen
Eigentümern am 13. Februar 1991 wieder auf Sendung. 1994 zog der Sender
in das neu errichtete Pastoralzentrum im Stadtzentrum von Bozen um. Hier
stehen dem Team nun drei voll ausgestattete Digitalstudios sowie drei
weitere Schnittplätze zur Verfügung. Ebenfalls wurde im Pastoralzentrum
die gesamte Verwaltung zusammengeführt, die sich zuvor teils in Haslach,
teils in der Marconistraße befunden hatte.
Der Rechtsstatus der Grünen Welle ist im Unterschied zu Radio Sacra
Famiglia und dem Evangeliumsrundfunk (ERF) der eines "Radio
Commercial", eines kommerziell ausgerichteten Privatradios. Schon
1991, kurz nach der Übernahme, war Radio Grüne Welle (RGW) in weiten
Teilen Südtirols zu hören. Allerdings war die Empfangsqualität im
Vergleich zu heute eher schlecht. Mittlerweile sendet RGW nahezu
flächendeckend. Bewerkstelligt wurde dies zum einen durch das technische
Optimieren der einzelnen Pfarrsender und deren Integration in das gesamte
Sendernetz (teilweise mit RDS), zum anderen durch die Übernahme des
BLF-Sender Meran (jetzt Stadtradio Meran), von dem einige Frequenzen auf
die Grüne Welle übertragen wurden.
Das Programmangebot der Grünen Welle hat sich im Laufe der Jahre
entwickelt und verändert. Bei der Übernahme der Radiostation sollten
nach Aussage des Presseamtes der Diözese nur Sendungen mit religiösem
Charakter ausgestrahlt werden. Später rückten jedoch auch Nachrichten
und damit 'weltliche' Themen ins Programm. Wie bei Radio Sacra Famiglia
werden mehrmals am Tag Sendungen von Radio Vatikan übernommen, außerdem
wird zwei Mal pro Tag eine Heilige Messe/Andacht live aus dem Bozner Dom
ausgestrahlt.
Musikalisch versuchte man zunächst, mit einem möglichst bunten Programm
sämtliche Altersschichten zu bedienen. Volksmusik und Klassik fanden sich
ebenso im Programm wie Soft-Rock, Pop oder Soul. Morgens wurde die
Frühsendung 'Guten Morgen Südtirol' ins Programm genommen, abends lief
von Montag bis Freitag (20.00 bis 22.00 Uhr) die sogenannte
'Jugendschiene'. Diese umfasste unter anderem Wunschprogramme,
Spezialsendungen, Oldies ('Yesterday' mit Oliver Albrecht) und eine
Rock-Hitparade ('Rock Top 20' mit Mike Uhini). Im Juli 2001 strahlte RGW
in Kooperation mit Radio Marabu sogar einen ganztägigen
Top-100-Soul-Countdown aus. Mittlerweile sieht die Grüne Welle ihre
Hauptzielgruppe jedoch in älteren Personen, weswegen das Musikformat noch
im Sommer 2001 deutlich verändert wurde. Nun dominieren ganz klar
Schlager, Volksmusik und klassische Klänge.
Dafür, dass sich die HF-Technik der Grünen Welle stets auf dem neuesten
Stand befindet, sorgt Südtirols Radio-Urgestein Roland Huber ('Mr.
Schwarzenstein'), Geschäftsführer ist Karl Felderer, Programmleiterin
Danijela Knezevic. Die technische Betreuung liegt in den Händen von
Hannes Morat. RGW bietet auf seiner Homepage umfassende Informationen rund
um das Programm, eine ausführliche Frequenzübersicht, eine Webcam, einen
Live-Stream sowie die Möglichkeit, einzelne Sendungen als Podcast zu
abonnieren.
Links:
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