
"Wahrscheinlich war das
Equipment bei Radio C
damals besser als wir
Moderatoren"
Interview mit Moderator Stefan Schneider;
u.a. Radio C, Radio M 1,
Radio Xanadu, Radio N 1,
Energy 93.3
(Copyright: uhini.de -
20 18)
|
|
|
|
Stefan Schneider, geboren am 07. April 1962, begann
seine Radio-Laufbahn Ende der Siebziger als
Muskredakteur, Tontechniker und Sendungsassistent beim
Bayerischen Rundfunk, bevorzugt im Programm von Bayern
3. Es war die Zeit, zu der Thomas Gottschalk zum
Kultmoderator wurde. Als Gottschalk zu Radio Luxemburg
wechselte, betreute Schneider auch die "Pop nach
Acht"-Sendungen der Nachfolger, darunter unter anderem
Peter Illmann, Fred Kogel und Benny Schnier. Sein
Ziel, auch als Moderator zu arbeiten, setzte er mit
dem Start des Kabelpilotprojekts München im April 1984
in die Tat um, und zwar bei Radio M 1. In den
folgenden Jahren war er dann unter anderem auch bei
Radio C, Radio Xanadu, Radio N 1 in Nürnberg und
Energy 93.3 zu hören, wobei er stets bevorzugt die
Morning Show präsentierte. Stefan Schneider ist seit
1990 Stadionsprecher der Münchner Eishockey-Vereine
(aktuell Red Bull München). Von 1993 bis 2021 war er
zudem
Stadionsprecher des TSV 1860 München.
Stefan, Dein Muntermacher auf Radio C war lange Zeit
bei Freunden der gepflegten Rockmusik absoluter Kult,
ebenso anschließend die Morgensendung auf Radio Xanadu
in München. Wolltest Du immer bevorzugt morgens
moderieren oder hat sich das einfach so ergeben?
Ich habe schon bei Bayern 3 Morgensendungen
musikalisch betreut. Daher war ich es gewohnt, früh
aufzustehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Es machte mir immer Spaß, die Morgensendungen zu
moderieren. Andererseits ist es aber natürlich auch
eine Ehre, wenn man zur Prime Time schlechthin, also
am Morgen, senden darf.
Zum ersten Mal als Moderator on air warst Du 1984
bei Radio M 1 im Münchner Kabelpilotprojekt. Wie kam
es dazu?
Bei Bayern 3 habe ich damals
bemerkt, dass eine "bayerisch eingefärbte" Stimme beim
öffentlich-rechtlichen Radio - ganz im Gegensatz zu
heute - eher weniger gefragt ist. Über meine Freunde
Willi Zwingmann und Daniel Kovac kam ich in Kontakt
mit den Leuten von Radio M 1. So lernte ich auch den
damaligen Geschäftsführer Christoph Schmitz kennen und
wechselte schließlich mit dem Start des
Kabelpilotprojekts zu dessen Sender.
Waren
die Monate im Kabel nicht etwas frustrierend? Es war
doch schon nach kurzer Zeit klar, dass man kaum Hörer
hatte.
Klar war
es das. Auch für mich, denn von Bayern 3 her war ich
ja eine sehr große Hörerschaft gewöhnt. Aber die
wenigen Hörer im Kabel hatten auch einen Vorteil: Wir
konnten die ersten Monate quasi vor Publikum üben.
Machte man mal einen Fehler, dann war das kein
Beinbruch. Seien wir mal ehrlich: Bei einer
Frühsendung am Samstag konnten wir doch unsere wenigen
Hörer fast namentlich begrüßen.
Du hast M
1 noch im selben Jahr verlassen und gingst nach einem
kurzen Gastspiel bei Radio Aktiv zu Radio C in
Südtirol. Was hat dich an dieser Aufgabe gereizt?
Bei M 1 dachten wir natürlich alle, dass es mit
einer terrestrischen Frequenz recht schnell gehen
würde. Doch das dauerte (Anm.: bis zum Mai 1985).
Wir sind doch damals alle mit AFN Munich aufgewachsen.
Für uns war Radio ein Kofferradio mit Antenne, über
das man überall sein Lieblingsprogramm hören konnte.
Deswegen war es natürlich unser Traum, möglichst
schnell terrestrisch zu senden. Kaum einer hatte 1984
Kabel. Insofern konnte man gar nicht sagen "Ich bin
beim Radio", denn sofort kam die Gegenfrage "Und wo
kann man Dich hören?" Radio via Kabel war damals bei
den Hörern noch überhaupt nicht angekommen.
Als das Angebot von Conrad Electronic, dem Betreiber
von Radio C, kam, haben Willi Zwingmann und ich nicht
lange gefackelt und sind nach Südtirol gegangen. Ich
habe dort eine großartige Zeit erlebt, wenn nicht
sogar die beste Radiozeit, die ich jemals hatte. Wir
hatten damals Hörer ohne Ende, weil wir ja zu dieser
Zeit der einzige Privatsender waren, der in Südbayern
richtig gut zu empfangen war. Außerdem war Radio C
technisch professionell ausgestattet. Wir hatten die
modernsten Geräte, zum Teil aus den USA, wir hatten
ein maßgeschneidertes Jingle-Paket und so
weiter. Wahrscheinlich war das Equipment bei Radio C
damals besser als wir Moderatoren.
Du bist bis zum Herbst 1986 bei Radio C geblieben – so
lange wie kein anderer Moderator aus München. Offenbar
hast Du dich in Südtirol auch vom Umfeld her recht
wohlgefühlt, oder?
Ich war schon immer ein
großer Freund von Südtirol, was nicht nur an der
herrlichen Landschaft und an dem extrem sympathischen
Menschenschlag liegt. Ich habe bei Radio C eine
Nachrichtensprecherin kennengelernt, die in denselben
Räumlichkeiten für Radio 104 Südtirol arbeitete. Mit
der war ich gute sieben Jahre liiert; auch noch nach
meiner Rückkehr nach München. Das Umfeld war perfekt,
daher fühlte ich mich auch sehr wohl.

Von Radio C in Südtirol ging es dann ja zu
Radio C nach München und später zu Radio Xanadu, das
damals im Splitting mit sechs anderen Stationen auf
92,4 in München sendete. Dieses Frequenz-Chaos hat
damals, abgesehen von der Jazz Welle, erstaunlich gut
funktioniert. Viele sprechen sogar von der besten
Münchner Privatradiofrequenz aller Zeiten. Wie habt
Ihr das so gut hinbekommen?
Das war damals
recht interessant. Mehrere Stationen brachten aufgrund
des Splittings ihre Farbe und ihre Persönlichkeiten
ein. Das Umschalten von einem Anbieter zum anderen war
fast schon Kult, ähnlich wie die Übergaben von
Gottschalk zu Jauch in der B 3 Radioshow. Nur gab es
einen ganz wesentlichen Unterschied: Auf der 92,4
konnte kein Zwiegespräch zustande kommen, weil ja
immer nur einer live on air war. Du musstest
also entweder dem folgenden Moderator irgendwas mit
auf den Weg geben oder du musstest blitschnell auf die
Worte des Vorgängers reagieren. Denn
abgesprochen war da gar nichts. Übrigens auch nicht
bei der Musikauswahl.
Im Frühjahr 1988 ging
ich dann zusammen mit einigen Kollegen zu Radio N 1
nach Nürnberg. Das war damals ein grandioser Sender.
Nic von Vogelstein hat dort ein völlig geniales
Musikformat auf die Beine gestellt. Es ist übrigens
kein Gerücht, dass wir täglich von München nach
Nürnberg und zurück gefahren sind. Ich bin heute noch
stolz, dass ich in zwei Jahren Morning Show bei N 1
kein einziges Mal in Nürnberg übernachtet habe. Um
3.15 Uhr sind wir jeden Morgen los gefahren. Und zwar
bei jedem Wetter. Auch im Januar bei geschlossener
Schneedecke und auch bei minus 20 Grad.
Würde Deiner Ansicht nach eine gemäßigte Rock-Station
wie Radio M 1 oder Radio C auch heute noch
funktionieren?
Ich glaube, dass ein Sender
mit sehr guten, entspannten Moderatoren und einem
Mainstream-Rock-Format und regionaler Information in
München ähnlich gut laufen würde wie etwa Radio
Arabella oder Gong 96.3. Wobei man ja sagen muss, dass
Radio Arabella heute gar nicht so weit weg ist von dem
Format, das Radio C in Südtirol gespielt hat. Bryan
Adams, Rupert Holmes, John Cougar Mellencamp, Elton
John oder Bachman Turner Overdrive - das läuft
heute auf Arabella und das haben wir damals bei Radio
C auch aufgelegt.
Letzte Frage: Heißt der
Stadionsprecher der Löwen immer noch Stefan Schneider,
wenn die Mannschaft irgendwann mal in die
Fußball-Bundesliga zurückkehrt?
Das kann
ich nicht sagen, weil ich nicht weiß, ob ich das
überhaupt noch erlebe. Aber Spaß beiseite. Ich glaube
schon, dass der TSV 1860 in den nächsten fünf Jahren
zumindest wieder in die Zweite Liga aufsteigt.
Eigentlich habe ich ja genügend zu tun, unter anderem
auch mit dem Münchner Eishockey. Da habe ich natürlich
schon mal überlegt, ob ich das bei den Löwen nicht
lassen muss. Aber man hört als Stadionsprecher
sicherlich nicht auf, wenn die Mannschaft in die
vierte Liga absteigt. Das ist nicht Stefan Schneider.
Stefan, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.
Eigentlich sollte Stefan
Schneider auch noch eine Anekdote aus seiner Radiozeit
zum besten geben. Es gab da so eine Geschichte bei
Bayern 3... Doch die Details wollten ihm nicht mehr so
recht einfallen. Benny Schnier, der damals ebenfalls
beteilgt war, kann sich allerdings noch ganz genau
erinnern.
"Es muss Anfang der Achtziger
gewesen sein. Ich hatte Sendung (Pop nach Acht),
Stefan Schneider war für die Technik zuständig.
Plötzlich sagte man uns, es gäbe eine Bombendrohung.
Wir waren etwas ratlos. Wir hatten ja so etwas beide
noch nie erlebt und wussten daher nicht, wie wir
reagieren sollten. Außerdem konnten wir ja auch nicht
einfach abhauen, weil es eine Live-Sendung war. Wir
haben dann angefangen, uns intern mit Galgenhumor über
die Situation zu manövrieren. Plötzlich blieb dann
beim Starten eines Musiktitels auch noch ein
Plattenteller hängen. Und mir fiel nichts anderes ein
als spontan zu sagen: 'Wer hat mir denn die Bombe auf
den Plattenteller gelegt?'. Die Crew hat sich
totgelacht. Ich allerdings bekam am nächsten Tag einen
Riesenanschiss."
|