
Genießt das Leben
mittlerweile auf Zypern:
Willi Zwingmann (lks.)
"M
1 Und Radio C aus Bozen
waren unschlagbar"
Interview mit Moderator Willi
Zwingmann;
u.a. Radio C Südtirol, Radio M 1,
Radio Xanadu, Radio N 1
Nürnberg
(Copyright: uhini.de -
20 20)
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Willi Zwingmann, geboren am 01. Juli 1959 in München,
war von 1978 bis 1983 vowiegend als DJ im
Munich Nightlife tätig (ZIP, Romy's Finest, Sugar
Shack); in der Folge dann als Radio-DJ und Moderator
bei Radio M1 und Radio C Suedtirol, M1 Muenchen, Radio
44, Radio Xanadu und Radio N1 Nuernberg. Zudem war er
von 1985 bis 2018 Rennkommentator auf der Trabrennbahn
München-Daglfing, bevor er sich 2019 dazu entschloss,
"endlich zu leben" und nach Zypern auszuwandern
Drei Monate gaben im Sommer 1983 den
entscheidenden Impuls zur Veränderung der
Radio-Landschaft in Bayern. Und Du, Willi, warst mit
dabei. Erfüllt einen das heute noch mit einem gewissen
Stolz?
Stolz ist vielleicht
übertrieben - aber geil war's. Wann hätte das auch
sonst passieren sollen als mitten in der Achtzigern.
Wir kannten AFN, BR und OE3 und das war es dann
gewesen. Plötzlich war da für uns ein Mikrophon, wir
konnten etwas sagen, und alle wollten es hören. Das
war schon total crazy.
Wie kam es damals eigentlich zu Deinem Wechsel vom
DJ-Mischpult zum Radio?
Ich war damals der "Resident DJ" im Sugar Shack. Die
Crew von Radio M1 (das Büro München war damals schon
in der Fraunhoferstraße) war quasi Stammgast zum
Feiern bei uns im Laden. Eines nachts hat mich einer
von ihnen angesprochen, ob ich nicht Lust hätte,
Nonstop-Bänder fürs Radio aufzunehmen. So fing das an
damals.
Als nach drei Monaten der
Sendeschluss in Südtirol kam, war die Stimmung sicher
eher getrübt. Inwieweit wurde damals das Team
eigentlich über die Hintergründe informiert? Wann habt
Ihr erfahren, dass es erst im April 1984 in München
weitergehen würde?
Da kann ich mich gar nicht mehr wirklich erinnern.
Plötzlich war der Sender weg, und es war auch relativ
schnell klar, dass nach der Sauerei auf dem Berg erst
mal nichts gehen wird.
(Anm. d. Red.: Ein
Hubschrauber, der auf dem Flug zum Sender war, musste
aufgrund von Turbulenzen mehrere Fässer mit Diesel
abwerfen. Diese zerbarsten, wodurch der Gletscher am
Sendestandort Schwarzenstein im Südtiroler Ahrntal
verschmutzt wurde. Zu allem Überfluss unterließ es die
Hubschrauber-Firma, die Behörden zu informieren)

M1 Werbeplakat: Willi (Mitte) mit Armand
(lks.) und Heinz
Die Resonanz auf das Programm aus Südtirol war ja
enorm gewesen. Wie kam man damit zurecht, dass man im
Münchner Kabel zunächst mal fast unter Ausschluss der
Öffentlichkeit sendete?
Irgendwer hat immer zugehört bzw. im Studio angerufen.
Und es war ja immer noch alles total neu für uns. Wir
hatten einfach Riesen-Bock drauf. Aber dann wurde es
schon ziemlich trist, weil man alle Hörer quasi
namentlich kannte.
Du hast Radio M 1 dann nach einigen Monaten
zusammen mit Stefan Schneider verlassen. Über die
Zwischenstation „Radio Aktiv“ landete Ihr schließlich
wieder in Südtirol: bei Radio C. Was waren die Gründe
für den Wechsel?
Wir hatten uns mit der Geschäftsleitung bei M1
überworfen. Und bei Radio C wartete wieder ein großes
Publikum.
Das Programm dieses Senders war dem von M 1 ja
nicht unähnlich. Wo lagen aus Deiner Sicht die
Gemeinsamkeiten, wo die wesentlichen Unterschiede?
Die Gemeinsamkeiten brachten
ganz einfach die DJs mit in den Sender. Wir sprechen
von der Zeit des Radios VOR der Formatierung, VOR
Playlisten oder sonstigen Restriktionen. Der Schneider
und der Zwingmann haben immer gleich geklungen - und
auch den gleichen Sound gespielt. Die Unterschiede
ergaben sich durch die Kollegen.
Von einem kuriosen Ereignis bei Radio C warst Du
ja meiner Erinnerung nach persönlich betroffen. Als Du
zur Frühsendung kamst, war das Studio leergeräumt. Was
war passiert?
Naja... die Technik war sehr hochwertig... die
Alarmanlagen dazumal nicht wirklich. Man hat uns ganz
schlicht ausgeraubt.
Bei Radio C in
Südtirol hättest Du es ja fast mal ins Guiness Buch
der Rekorde geschafft. Wie das?
Das müsste
so etwa im November 1984 gewesen sein. Ich wollte
einen Rekord im Dauermoderieren aufstellen. Alle zwei
Stunden durfte ich 15 Minuten Pause machen; da hat
dann Stefan übernommen. Ich habe 33 Stunden, 33
Minuten und 33 Sekunden durchgemacht. Das hätte
eigentlich für den Rekord gereicht. Doch etwa nach der
Hälfte der Aktion ergab sich plötzlich, dass das
Guiness Buch keine Moderationsrekorde mehr aufnimmt.
Das war sehr aufmunternd... Aber ich hab's dann
durchgezogen. Aus dem Studio raus ging es direkt in
unsere Alfa Giulia und ab nach München ins Sugar zum
Feiern. Allerdings brauchten wir für die Fahrt etwas
länger, denn am Brenner hat es geschneit und wir waren
natürlich noch mit glatzigen Sommerreifen unterwegs.

Willi im Radio C Studio in Bozen
Im weiteren Verlauf warst Du dann in München
wieder für M1 tätig, außerdem für Radio Xanadu. 1988
kam dann der Wechsel zu Radio N 1 nach Nürnberg. Warum
plötzlich Nürnberg?
Das war ein sehr charmantes Angebot dort zu arbeiten,
da man uns als Trio verpflichtet hatte. Nic von
Vogelstein und Stefan Schneider machten das Abenteuer
Nürnberg mit mir zusammen.
Stimmt es eigentlich,
dass einige Moderatoren, darunter auch Du, täglich von
München nach Nürnberg und zurück gefahren sind?
Haha. Ja das stimmt. Mein Rekord vom
Hohenzollernplatz München bis zum N1 Studio an der
Burg war 58 Minuten - nachts gefahren und in der
"Gredinger Kurve" gab es noch kein Tempolimit. Sagen
wir es so: als Bayer aus München war es nicht wirklich
einfach, bei den Bayern aus Franken Kontakte zu
knüpfen. Darum lieber fahren.
Wie lange ging das in Nürnberg und hast Du
anschließend noch etwas radiomäßig gemacht?
Knapp zwei Jahre ging das im
Frankenland. Und Radio war dann auch nicht mehr
wirklich meins. Das "Feuer" war irgendwie erloschen,
bedingt durch Playlisten, formatierte Stunden, Wort-
und Inhaltsvorgaben fuer Zwölf-Sekunden-Breaks. Das
war der Anfang vom Ende von dem, was Radio so spannend
gemacht hatte.
Wenn Du heute auf Deine Radio-Laufbahn
zurückblickst….was waren die schönsten Momente…an
welche Momente denkst Du weniger gern zurück?
"Don't look back in anger"
sag ich immer. Ich hätte nichts anderes machen wollen
und bin sehr dankbar für all die geilen Momente und
Erfahrungen. Unschlagbar aber: M1 und Radio C aus
Bozen.
Willi, vielen Dank für das
Gespräch. Ich wünsche Dir weiterhin eine gute Zeit auf
Zypern und mir mal wieder einige neue Mixes von Dir
für RBI Radio.

Soundfile : München 92,4
Mhz: Übergabe von Stefan Schneider an Willi Zwingmann
Willi Zwingmann Mix bei
Mixcloud
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